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Die Nebeldusche — Nachhaltige Dekadenz?

Der Wasser- und Energieverbrauch einer Nebeldusche ist so gering, dass ein Bad sogar in urbaner Umgebung ohne Strom- und Wasseranschluss auskommen könnte.

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Eine heiße Dusche jeden Tag wäre kaum möglich in einer Welt ohne fossile Brennstoffe. Die Nebeldusche, eine komfortable aber vergessene Technologie, die sehr wenig Wasser und Energie verbraucht, könnte eine Lösung bieten. Designer Jonas Görgen hat ein a-do-it-ourselves-guide Kit entwickelt, mit dem man beinahe jede Dusche in eine Nebeldusche umwandeln kann. Lowtech Magazin hat es ausprobiert.

Die Ökobilanz der täglichen Dusche

Die Diskussion über den Klimawandel dreht sich meistens um Autos, Flugreisen oder das Heizen. Die tägliche Dusche wird kaum erwähnt, obwohl es sich zu einer besonders verschwenderischen Art und Weise entwickelt hat, eines unserer Grundbedürfnisse zu erfüllen: den Körper zu waschen. Die meisten von uns lassen jeden Tag etwa 70 Liter heißes Wasser über ihre Haut laufen, um “sauber” zu werden.

Diese Gewohnheit setzt den Verbrauch von zwei knappen Ressourcen voraus: Wasser und Energie. Dabei liegt der Fokus meistens auf dem hohen Wasserverbrauch der Dusche, obwohl der Energieverbrauch nicht minder problematisch ist. Die Warmwassererzeugung ist nach dem Heizen der zweitgrößte Energieverbraucher im Haushalt, wovon ein Großteil nur für´s Duschen verwendet wird.  Das Aufbereiten und Verteilen von Trinkwasser erfordert ebenfalls viel Energie.

Während der Energieverbrauch des Heizens in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, steigt der Verbrauch für die Warmwassererzeugung stetig an. Eine der Ursachen dafür ist, dass öfter und länger geduscht wird und immer kräftigere Duschköpfe verwendet werden. So nahm in den Niederlanden zwischen 1992 und 2016 die Häufigkeit von 0,69 auf 0,72 Duschen pro Tag zu, während die Dauer von 8,2 auf 8,9 Minuten anstieg. Der durchschnittliche Wasserfluss stieg in diesem Zeitraum von 7,5 auf 8,6 Liter pro Minute. 1

In vielen industrialisierten Gesellschaften ist es mittlerweile üblich, mindestens einmal pro Tag zu duschen

Insgesamt verbrauchte der durchschnittliche Niederländer in 2016 50,2 liter Wasser pro Tag zum Duschen, während es 1992 “nur” 39,5 liter Wasser pro Tag waren. Dies ist eine vorsichtige Schätzung, da diese Daten nicht berücksichtigen, wenn außerhalb des Hauses geduscht wird, zum Beispiel nach dem Sport. Untersuchungen zeigen, dass es in vielen industrialisierten Gesellschaften mittlerweile üblich ist, mindestens einmal pro Tag zu duschen — besonders unter jüngeren Menschen. 234

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Am Beispiel des durchschnittlichen Niederländers können wir den Energieverbrauch und die CO2 Emissionen einer täglichen Dusche berechnen. Das Erwärmen von 76,5 Liter Wasser (8,9 Minuten x 8,6 Liter pro Minute) von 18 auf 38 Grad Celsius verbraucht 2,1 Kilowattstunden Energie. Je nach Energiequelle (Gas oder Elektrizität), der CO2 Intensität des Stromnetzes (EU/US) oder der Effizienz des Gasboilers (alt/neu), beträgt der CO2 Ausstoß einer durchschnittlichen Dusche dann 0,462 – 0,921 kg. [5] Wenn wir das vergleichen mit dem Ausstoß eines relativ energieeffizienten Autos (130 g CO2/km), dann entspricht der Ausstoß einer durchschnittlichen Dusche etwa 3,5 bis 7 km Autofahren. Dies berücksichtigt noch nicht den Energieverbrauch der Wasseraufbereitung und -säuberung.

Die CO2 Emissionen einer Dusche entsprechen 3,5 bis 7 km Autofahren

Prinzipiell könnte man die benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen. Aber wenn 8 Milliarden Menschen sich täglich Duschen würden, würde der Energieverbrauch pro Jahr auf 6,132 Terrawattstunden ansteigen — acht mal mehr als alle Windturbinen weltweit im Jahr 2017 insgesamt erzeugen konnten (745 TWh). Alle momentan weltweit bestehenden Windturbinen könnten daher gerade einmal 1 Milliarde Menschen mit einer “nachhaltigen” täglichen Dusche versorgen. Dazu kommt, dass die Nutzung von erneuerbaren Energien nichts am hohen Wasserverbrauch der Dusche ändert. Natürlich sind erneuerbare Energien ein Teil der Lösung — Solarboiler, Biomasse, wärmeerzeugende Windmühlen — aber wir müssen auch den Energiebedarf kritisch hinterfragen.

Regenduschen

Seit Anfang der 90er Jahre bieten wassersparende Duschköpfe eine effizientere Alternative. Diese Duschen verbrauchen zwischen vier und neun Liter Wasser pro Minute, etwa die Hälfte einer herkömmlichen Dusche (10-15 Liter pro Minute). Fast die Hälfte der niederländischen Haushalte hatte bis 2016 einen solchen wassersparenden Duschkopf installiert, aber wie wir gesehen haben, ist die durchschnittliche Wasserflussmenge trotzdem gestiegen. 1

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Dies liegt daran, dass andere Niederländer ihren herkömmlichen Duschkopf gegen eine Regendusche ausgetauscht haben, die etwa 25 Liter Wasser pro Minute verbraucht - doppelt so viel wie eine “normale” Dusche und dreimal so viel wie ein wassersparender Duschkopf. Eine 8,9-minütige Regendusche benötigt 222 Liter Wasser und 6,3 Kilowattstunden Energie, um das Wasser zu erwärmen. Die CO2-Emissionen entsprechen dann einer Fahrleistung von 14 bis 21 km.

Das Schwammbad

Es mag für unsere jüngeren Leser schockierend sein, aber noch vor fünfzig Jahren haben die Menschen überhaupt nicht geduscht. Duschen in der Badewanne gewann erst in den 1970er Jahren an Popularität, und Duschkabinen wurden sogar in neuen Wohnungen erst ab den 1980er und 1990er Jahren eingebaut. 234  Bis dahin nahmen die Menschen ein (oder mehrere) Bad pro Woche und wuschen sich ansonsten am Waschbecken mit einem Waschlappen (nennen wir es mal “Schwammbad”).

Der wöchentliche Wasser- und Energieverbrauch, der sich durch das tägliche Duschen summiert übersteigt schnell den Verbrauch von einem, zwei oder sogar drei Bädern pro Woche.

Duschen wird oft als nachhaltiger dargestellt als Baden, da letzteres im Prinzip mehr Wasser verbraucht. Aber der wöchentliche Wasser- und Energieverbrauch einer täglichen Dusche übersteigt schnell den von einem, zwei oder sogar drei Bädern pro Woche. 2 Bei einem Schwammbad reichen sogar zwei Liter Wasser aus, wobei das Wasser prinzipiell auch kalt sein kann, weil nicht der ganze Körper gleichzeitig nass wird.

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Umweltorganisationen, Wasserversorger und Behörden ermutigen die Menschen in den Industrieländern kürzer zu duschen, wassersparende Duschköpfe zu verwenden und energieeffiziente Boiler zu installieren. Aber es gibt andere Faktoren, die man sich nicht wagt infrage zu stellen: die Häufigkeit des Duschens, die Wassertemperatur (“kalt duschen”) oder das Duschen an sich. Niemand gibt zu bedenken, dass ein Schwammbad auch ausreichend ist, um sauber zu werden. Die tägliche Dusche wird daher nicht länger als Luxus, sondern als ein Grundbedürfnis wahrgenommen.

Warum duschen wir?

Die tägliche Dusche ist natürlich nicht nur dazu da um sich zu waschen. Wenn das der Fall wäre, müsste ich keinen Artikel über den Wasser- und Energieverbrauch schreiben. Eine Dusche, die sich ganz auf die Reinigung des Körpers konzentriert — eine so genannte navy shower oder Seemannsdusche — benötigt sehr wenig Zeit, Energie und Wasser.

Eine Seemannsdusche besteht aus drei Schritten. Zunächst wird der Körper 30 Sekunden lang nass gemacht. Danach wird sich eingeseift und schließlich weitere 30 Sekunden unter dem Wasser abgespült.

Bis in die 1970er Jahre wurden Duschen nur in Soldatenbaracken oder Gefängnissen eingesetzt, um möglichst viele Menschen in kürzester Zeit zu waschen.

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Geht man von einem durchschnittlichen Wasserfluss aus, verbraucht eine (heiße) Seemannsdusche nur 8,3 Liter Wasser und 0,2 Kilowattstunden Energie. Eine 9-minütige heiße Dusche pro Tag ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit sondern opulent. Seit den 90er Jahren wird die Dusche in Werbebotschaften als Mittel zur Entspannung, zum Stressabbau und als sinnliches Erlebnis angepriesen. 2 4

Nebelduschen

Die Nutzung der Dusche als Vergnügen scheint nicht mit einer drastischen Senkung des Wasser- und Energieverbrauchs vereinbar zu sein. Doch es gibt eine Technologie, die genau das verspricht: die Nebeldusche. Eine Nebeldusche zerstäubt Wasser in sehr feine Tröpfchen (bis zu 10 Mikrometer klein) und reduziert so den Wasserverbrauch drastisch. Buckminster Fuller erfand 1936 die erste Nebeldusche. In den 1970er Jahren wurde das Konzept wieder aufgegriffen, als verschiedene Institute damit sowohl zum Duschen des Körpers als auch zum Waschen der Hände experimentierten.

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Die NASA entwickelte eine Nebeldusche, bestehend aus einer Sprühdüse mit Ein/Aus-Knopf am Ende eines beweglichen Schlauches. Der durchschnittliche Wasserverbrauch für eine 9-minütige Dusche betrug 2,2 Liter, was einer Durchflussmenge von 0,24 Liter Wasser pro Minute entspricht. 5 Die Kanadische ‘Minimum Housing Group’ entwickelte und testete mehrere Nebelduschen und ermittelte eine Durchflussmenge von 0,33 Liter Wasser pro Minute. 6 In beiden Fällen wurde durch die Analyse von Bakterien auf der Haut festgestellt, dass die Nebeldusche genauso effektiv wie eine herkömmliche Dusche wäscht — jedoch mit 30 bis 40 Mal weniger Wasser.

Jonas Görgen hat ein Set entwickelt, mit dem sich fast jede Dusche in eine Nebeldusche umfunktionieren lässt.

Jonas Görgen, ein junger Designer, der 2019 sein Studium an der Design Academy Eindhoven abgeschlossen hat, war von der Geschichte der Nebeldusche fasziniert und beschloss, eine eigene Version zu entwickeln. Im Vergleich zu früheren Nebelduschen hat Jonas das Konzept in zwei entscheidenden Punkten verbessert. Zum einen entwickelte er ein Kit, mit dem sich beinahe jede Dusche ohne großen Aufwand in eine Nebeldusche umfunktionieren lässt. Zweitens verwendet seine Nebeldusche im Gegensatz zu den früheren Experimenten nicht eine, sondern drei bis sechs Düsen. So wird aus einer rein funktionalen Nebeldusche (mit nur einer Düse) ein angenehmes Erlebnis, das sich genauso komfortabel und erfrischend anfühlt wie eine “normale” Dusche.

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Der Set, das Jonas mir geschickt hat, enthält sechs Düsen, eine Handvoll Verbindungsstücke und Verteiler, ein paar flexible Kunststoffschläuche (“zum Abschneiden auf die passende Länge") und einige Stücke Kupferdraht (“um die Düsen in die richtige Position zu bringen”). Ich habe eine Nebeldusche mit fünf Sprühköpfen in weniger als 20 Minuten installiert. Meine Dusche wird zwar keinen Designpreis gewinnen (Jonas hat für seine Abschlussarbeit eine elegantere Version entwickelt), aber als Do-it-yourself-Dusch-Hack ist es ziemlich genial.

Mit fünf Düsen beträgt der Wasserverbrauch zwei Liter pro Minute — fünfmal weniger als mein alter Duschkopf

Meine Nebeldusche hat vier feste Düsen (eine auf den Kopf, eine auf den Rücken und zwei auf die Hüften gerichtet) und eine Düse auf einem flexiblen Schlauch. Durch den Einsatz mehrerer Sprühköpfe wird der Wasserdurchfluss erhöht, die Wassereinsparung bleibt jedoch beträchtlich. Mit fünf Düsen messe ich eine Durchflussmenge von zwei Litern Wasser pro Minute. Das ist fünf Mal weniger als der Verbrauch meines alten Duschkopfes (10 Liter pro Minute) und 12,5 Mal weniger als der Wasserverbrauch einer Regendusche.

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Jonas schreibt über sein Projekt, dass es “keineswegs einen Kompromiss hinsichtlich des Komforts darstellt, wie manchmal in den Testberichten der Studien in den siebziger Jahre vorgeschlagen wird”, und ich kann dem nur zustimmen. Der Unterschied ist eindeutig darauf zurückzuführen, dass mehrere Düsen verwendet werden.

Energieersparnis einer Nebeldusche

Die Energieersparnisse einer Nebeldusche ist geringer als die Wassereinsparung. Das liegt daran, dass eine Nebeldusche eine etwas höhere Wassertemperatur erfordert. Die vergrößerte Oberfläche des Wassers reduziert den Wasserverbrauch, sorgt aber auch dafür, dass die Wärme schneller an die Luft abgegeben wird. Selbst bei einer maximalen Wassertemperatur (normalerweise 60 Grad) verliert der Nebel schnell an Wärme, wenn man sich weiter von der Düse entfernt. Deshalb ist es wichtig, die Düsen so zu positionieren, dass sie den Körper umhüllen.

Die Energieersparnis einer Nebeldusche ist kleiner als die Wassereinsparung

Nach meiner Erfahrung reicht eine Wassertemperatur von etwa 50 Grad aus, um für thermischen Komfort zu sorgen, im Winter kann eine höhere Wassertemperatur erforderlich sein. Wenn man also für die Berechnung des Energieverbrauchs von einer Temperatur von 60 Grad ausgeht, verbraucht eine Nebeldusche mit einer Durchflussrate von zwei Litern Wasser pro Minute nach 8,9 Minuten 17,8 Liter Wasser. Die Erwärmung dieses Wassers von 18 auf 60 Grad erfordert 1,04 Kilowattstunden. Das ist die Hälfte des Energieverbrauchs einer durchschnittlichen Dusche in den Niederlanden (2,1 kWh) und sechsmal weniger als der Energieverbrauch einer Regendusche (6,3 kWh).

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Der Energieverbrauch einer Nebeldusche kann durch das Duschen in einer geschlossenen Kabine weiter reduziert werden, so dass der Wärmekomfort bei einer niedrigeren Wassertemperatur erreicht werden kann. Ein weiterer Trick zur Erhöhung des thermischen Komforts besteht darin, die Düse(n) so zu öffnen, dass die Wasseroberfläche abnimmt. Das erhöht den Wasserverbrauch, reduziert aber den Wärmeverlust. So kann man das Verhältnis zwischen Wasser- und Energieeinsparung je nach den örtlichen Gegebenheiten anpassen.

Ein Argument, das oft gegen den wassersparenden Duschkopf vorgebracht wird, ist, dass man den geringeren Wasserdurchfluss durch längeres Duschen ausgleicht. Man könnte ähnlich gegen die Nebeldusche argumentieren, da man mit Sprühnebel mehr Zeit benötigt, um die Seife vom Körper zu spülen. Bei der heutigen Duschdauer ist dies jedoch kein Problem: Eine 9-minütige Nebeldusche bietet ausreichend Zeit, um sich gut abzuspülen. Tatsächlich schafften es alle Testpersonen in den NASA-Experimenten, sich innerhalb von 9 Minuten zu waschen und abzuspülen, obwohl sie nur einen Sprühkopf hatten. Das Waschen langer Haare ist problematischer, aber das Öffnen einer Düse ist auch in diesem Fall eine Lösung.

Wie viele Düsen können wir uns leisten?

Eine Nebeldusche mit fünf Sprühköpfen bietet im Vergleich zu einer herkömmlichen Dusche erhebliche Wasser- und Energieeinsparungen, ohne dass der Komfort darunter leidet. Aber ist das nachhaltig genug? Wenn acht Milliarden Menschen diese Art von Dusche nutzen würden, könnten alle Windkraftanlagen weltweit immer noch nur zwei Milliarden Menschen täglich mit einer warmen Dusche versorgen. Verglichen mit einer Seemannsdusche — bei der nicht der Komfort, sondern die Effizienz im Vordergrund steht — ist der Energieverbrauch der Nebeldusche fünfmal höher, während der Wasserverbrauch doppelt so hoch ist. Wir wollen daher einmal untersuchen was passiert, wenn wir die Anzahl der Düsen reduzieren und immer noch von einer durchschnittlichen Duschfrequenz und -dauer ausgehen.

Drei Düsen — mit einer Durchflussmenge von etwa 1 Liter Wasser pro Minute — sind das Minimum, um den Komfort einer heißen Dusche zu erreichen.

Meiner Erfahrung nach sind drei Düsen — mit einer Durchflussrate von etwa 1 Liter Wasser pro Minute — ein Minimum, um den Komfort einer heißen Dusche zu erreichen. Damit liegt der Wasserverbrauch einer 8,9-minütigen Nebeldusche bei 8,9 Liter, was dem einer Seemannsdusche entspricht. Der Energieverbrauch liegt bei 0,52 Kilowattstunden und ist damit zwei- bis dreimal so hoch wie bei einer Seemannsdusche. Auf diese Weise könnten 4 Milliarden Menschen mit Windkraft duschen. Würden wir dann die Dauer der durchschnittlichen Dusche halbieren oder nur einmal alle zwei Tage duschen, könnte die gesamte Weltbevölkerung eine heiße Nebeldusche nur mit Windenergie genießen.

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Wenn wir uns von jeglichem Komfort verabschieden würden und uns nur noch so effizient wie möglich waschen würden, könnten wir natürlich auch eine Nebeldusche mit nur einem Sprühkopf benutzen, genau wie in den Studien der 70er Jahre. Die Durchflussrate betrüge dann gerade mal 0,3 Liter pro minute, was bedeutet, dass eine 8,9 minuten lange Dusche nur 2,67 Liter Wasser und 0,156 Kilowattstunden Energie verbrauchen würde. Der Ressourcenverbrauch wäre dann vergleichbar mit dem eines Schwammbades und wesentlich geringer als der einer Seemannsdusche. Alle Windturbinen weltweit könnten auf diese Weise 15 Milliarden Menschen mit einer täglichen Dusche versorgen.

Wenn mehr als 15 Düsen benutzt werden, ist der Energieverbrauch einer Nebeldusche höher als der einer konventionellen Dusche.

Umgekehrt steigen Wasser- und vor allem Energieverbrauch schnell an, wenn mehr Sprühköpfe hinzugefügt werden. Mit zwanzig Düsen ist der Wasserverbrauch immer noch geringer als der einer normalen Dusche (6-7 Liter vs 8,3 Liter pro Minute), aber der Energieverbrauch ist schon höher. (3,1 vs 2,1 kWh). Mit zehn Düsen — siehe z.B. die kommerziell erhältliche Nebia Spa Shower — bleibt der Wasserverbrauch sehr niedrig (3 Liter pro Minute) aber der Energieverbrauch ist nur 25% geringer als eine konventionelle Dusche (1,45 vs 2,1 kWh). Nebelduschen sind daher nicht in jedem Fall eine gute Sache — es kommt darauf an, wie man die Technologie einsetzt.

“Off-pipe”

Es gibt noch ein weiteres Problem mit Nebelduschen, die nur 1–3 Düsen verwenden: Moderne Wassererhitzer schalten sich erst ab einem Wasserfluss von 1 Liter pro Minute ein, was bedeutet, dass dann bei einem geringeren Verbrauch nur kalter Nebel aus den Düsen kommt. Dies ist kein grundlegendes Problem — es ist technisch einwandfrei möglich, einen angepassten Boiler zu entwickeln — und es bringt uns zu einem anderen potentiellen Vorteil der Nebeldusche: deren Effekt auf das Badezimmer.

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Die moderne Dusche ist kein eigenständig funktionierender Apparat. Man ist von verschiedenen Infrastrukturnetzen abhängig, wie zum Beispiel Wasserleitungen, Abflussrohre oder Gaszufuhr. Obwohl eine Nebeldusche auch an diese Netzwerke angeschlossen werden kann, könnte sie im Prinzip auch davon unabhängig  funktionieren, womit der Verbrauch von Rohstoffen weiter fallen würde.

Moderne Wassererhitzer schalten sich erst ab einem Wasserfluss von 1 Liter pro Minute ein, was bedeutet, dass so nur kalter Nebel aus den Düsen kommt.

Als erstes würde ein Wechsel zu Nebelduschen die Verwendung kleinerer Wasserboiler mit geringerer Leistung ermöglichen, welche leichter von dezentralen Energiesystemen versorgt werden können und günstiger sind. Mit einer minimalen Nebeldusche kann man den Nutzen einer Zentralheizung sogar ganz infrage stellen. Die Mengen an Wasser sind so klein (2,67 liter) dass sie prinzipiell auch auf dem Herd aufgewärmt werden können — genauso wie Früher.

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Zweitens muss eine Nebeldusche nicht unbedingt an einen Abfluss angeschlossen sein. Bei einer konventionellen Dusche ist das unvermeidbar, da die Menge an Wasser so groß ist. Aber eine Nebeldusche verbraucht so wenig Wasser — besonders wenn man nur eine Düse verwendet, dass man es auch sammeln und vor Ort wiederverwenden kann. Zum Beispiel zur Toilettenspülung, Bewässerung oder zum Putzen. In diesem Fall ist ein Wasseranschluss auch nicht zwingend erforderlich, denn ein kleiner Behälter kann an anderer Stelle befüllt und ins Badezimmer gebracht werden.

Die Autoren der kanadischen Experimente aus den 70er Jahren entwickelten eine tragbare Nebeldusche. In einem Behälter mit zweieinhalb Liter Wasser wird mit Hilfe einer Fahrradpumpe Druck aufgebaut. Kurzgesagt, wenn wir auf Nebelduschen umsteigen, kann die gesamte Infrastruktur der Dusche vereinfacht oder ganz abgeschafft werden, sodass das Badezimmer nicht nur “Off-grid” sondern sogar “Off-pipe” gebaut werden kann. Dadurch werden noch weniger Rohstoffe benötigt, denn letztendlich muss für die Infrastruktur auch viel Energie und Material aufgewendet werden. Das gleiche Prinzip könnte auch angepasst werden, um Hände oder Geschirr zu waschen.

Mehr Info über Jonas Görgen’s Nebeldusche findest du auf minimalwater.com

Bitte beachte, dass bei jeder Dusche das Risiko einer Legionella Infektion besteht. Die kleineren Wassertröpfchen einer Nebeldusche bleiben länger in der Luft, was das Risiko sie einzuatmen erhöht. Daher ist es wichtig, grundlegendeVorsichtsmaßnahmen zu treffen.


  1. van Thiel, Lisanne. “Watergebruik thuis 2013.” TNS NIPO, Amsterdam (2014). ↩︎ ↩︎

  2. Shove, E. A. Comfort, Cleanliness and Convenience: the Social Organization of Normality. Berg, 2003. ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎

  3. Hitchings, Russell, Alison Browne, and Tullia Jack. “Should there be more showers at the summer music festival? Studying the contextual dependence of resource consuming conventions and lessons for sustainable tourism.” Journal of Sustainable Tourism26.3 (2018): 496-514. ↩︎ ↩︎

  4. Hand, Martin, Elizabeth Shove, and Dale Southerton. “Explaining showering: A discussion of the material, conventional, and temporal dimensions of practice.” Sociological Research Online10.2 (2005): 1-13. ↩︎ ↩︎ ↩︎

  5. Space Shower Habitability Technology, Arthur Rosener, 1972. ↩︎

  6. Water conservation and the mist experience, 1978. ↩︎